Parodontose – eine Erkrankung ohne Schmerzen

Statistische Auswertungen und unsere tägliche Erfahrung zeigen, dass Zähne nicht nur durch Karies verloren gehen. Parodontal-Erkrankungen («Parodontose») sind der Hauptgrund, dass jenseits des 30. Lebensjahres mehr Zähne durch Parodontitis ausfallen als durch Karies. Parodontitis wird die Erkrankung des Zahnhalteapparates, des Zahn«bettes» auch genannt.

«Diese erschütternde Tatsache in der Zahnmedizin ist deshalb so unbegreiflich, weil alle Faktoren, die Parodontal-Erkrankungen auslösen, weltweit wissenschaftlich untersucht und bekannt sind, sie behandelt werden können und kontrollierbar sind. Mit anderen Worten: Die gewöhnliche Vorstellung, dass Zahnverlust im Alter unausweichlich auftreten muss, ist einfach nicht wahr.“ »so Prof. Mühlemann.

Ganz klar ist, dass die Parodontitis (wie viele andere Erkrankungen in unserer Zeit) als „Zivilisationskrankheit“, trotz dieser Erkenntnisse, nicht verschwindet, sondern im Gegenteil überhand nimmt. Über 92% der erwachsenen Bevölkerung leidet darunter. Mit dem Verlust der kräftigen Funktion des Gebisses durch unsere heutige Ernährungsweise verschmutzen und verkümmern die zahntragenden Gewebe und werden krankheitsanfällig.
Wie entstehen Parodontal-Erkrankungen?

Am Beginn steht immer eine Entzündung des Zahnfleisches, also eine Infektion durch Bakterien. Infolgedessen schwillt das Zahnfleisch an: Zwischen Zahn und Zahnfleisch entsteht eine Tasche, die sich mit Bakterien bzw. Plaque füllt (wird die Plaque nicht entfernt, verkalkt sie – es entsteht Zahnstein). Gleichzeitig beginnt am Zahnhalteapparat ein Zerstörungsprozess: Die Verbindung zwischen Zahn und Zahnfleisch wird abgebaut und allmählich auch die Verbindung zwischen Zahnwurzel und Kieferkochen zerstört: Der Kieferknochen bildet sich zurück und der Zahn wird immer lockerer. Meist verlaufen diese Infektion und der Zerstörungsprozess chronisch, also unbemerkt, seltener akut (z. B. verbunden mit Schmerzen). Schließlich tritt der Verlust der Zähne durch zunehmende Lockerung ein.

Wird die Parodontose vererbt?

Diese Frage kann bis heute noch nicht eindeutig beantwortet werden. Die Wissenschaft vermutet einen Zusammenhang bei der Vererbung von Parodontose, sichere Beweise fehlen bislang. Der Zerstörungsprozess der zahntragenden Gewebe verläuft individuell unterschiedlich schnell: Bei widerstandsfähigem Gewebe und im jugendlichen Alter langsam, bei anderen mit zunehmendem Alter schneller.

Zusätzlich kann die Parodontitis noch durch andere Faktoren gefördert (aber nie verursacht) werden:
• Hormonelle Situation (z. B. Schwangerschaft)
• Stoffwechselkrankheiten (z. B. Diabetes)
• Magen-, Darmstörungen oder -krankheiten, auch unbemerkt bzw. chronisch (z. B. Dysbiose)
• Ernährungsfehler
• Funktionsstörungen (Fehlbelastungen) – verschlimmert durch Zähne-Knirschen
• Schlechter Zahnersatz
• Kieferanomalien, schiefstehende Zähne, Zahnlücken
• Rauchen
• bestimmte Medikamente
• eine genetische Belastung gilt als sehr wahrscheinlich